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Sprachlexikon: Transkriptionssysteme |
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Vorbemerkung
Gegenstand dieses Artikels sind die Lateinumschriften des Japanischen in ihrer Funktion vor allem als Aussprachehilfe, aber auch als Recherche- und Schreibhilfe.
Aufgrund seiner einfachen Lautstruktur lässt sich das Japanische problemlos mit 23 lateinischen Buchstaben (abcdefghijkmnoprstuvwyz, also ohne l, q und x) und zwei Sonderzeichen (^ oder ¯ und ’ ) schreiben. Der Zirkumflex oder alternativ der Längestrich werden zur Darstellung langer Vokale verwendet, der Apostrof zwischen dem Silbenschlusslaut n und nachfolgendem Vokal oder y.
Der japanische Begriff für Lateinumschrift ist ローマ字綴り (auch ローマ字つづり) Rōma-ji tsuzuri (wörtl.: Rom-Buchstaben-Rechtschreibung).
Weltweiter De-facto-Standard für die Transkription des Japanischen mit lateinischen Buchstaben ist die Hepburn-Umschrift.
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Nationale Transkriptionssysteme
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Seit 1954 sind in Japan per Kabinettsverordnung (kunrei) drei Umschriften zugelassen: die Kunrei-, die Nippon- und – alternativ, vor allem für den Verkehr mit dem Ausland – die Hepburn-Umschrift. Den Text der Verordnung (in deutscher Übersetzung) mit zwei Transkriptionstafeln finden Sie in den Amtlichen Transkriptionsregeln, eine umfassende Übersicht über die Transkription einzelner Silben nach Hepburn und Kunrei in den Kana-Transkriptionstafeln.
Alle drei Systeme verwenden für die Transkription die gleichen (oben aufgeführten) 23 Buchstaben und zwei Sonderzeichen. Die Unterschiede bei der Umschreibung betreffen zwar nur einen Teil der Silben, aber deren Transkription ist entscheidend für eine annähernd korrekte und verständliche Aussprache und für erfolgreiche Recherchen in Datenbanken und traditionellen Nachschlagewerken.
Die amtlich favorisierte Kunrei-Umschrift wird im Rahmen des Japanischunterrichts an Grundschulen im vierten Schuljahr gelehrt. Andererseits sind im behördlichen Alltag Spezialregelungen verbreitet, z.B. für Reisepässe, für Beschilderungen in Verkehrssystemen und für Kartenwerke, die auf der Hepburn-Umschrift basieren. Ein einheitliches nationales Transkriptionssystem gibt es nicht. Verschiedene Institutionen und Vereinigungen wiederum geben eigene, zum Teil sehr ausgefeilte Transkriptionsregeln heraus. Dabei spielen häufig Bestrebungen eine Rolle, das überkommene japanische Schriftsystem abzuschaffen und durch eine Lateinschrift zu ersetzen.
Außerhalb Japans gab und gibt es nationale Transkriptionssysteme wie z.B. in den USA das „ANSI Z39.11-1972“ mit dem Titel „American National Standard System for the romanization of Japanese“ des American National Standards Institute. Dieser auf Hepburn basierende Standard wurde 1994 zugunsten der fünf Jahre zuvor eingeführten ISO-Norm (Kunrei und Nippon) aufgegeben. In Großbritannien wurde – ebenfalls 1972 und gleichfalls nach Hepburn – die Norm „BS 4812 : 1972“ mit dem Titel „(British Standard) Specification for the romanization of Japanese“ eingeführt.
Darüber hinaus erarbeiteten vor allem überregionale wissenschaftliche Einrichtungen wie Bibliotheken und Bibliotheksverbünde Regelwerke, weil sinnvolle Recherche nur über eine einheitliche Umschrift möglich ist. Beispielhaft sei hier das „Manual of romanization, capitalization, punctuation, and word division for Chinese, Japanese, and Korean“ (1959) der American Library Association und der Library of Congress in Washington genannt. Ihm liegt, ebenso wie der Japansammlung (Bücher aus und über Japan) in der Staatsbibliothek zu Berlin die Hepburn-Umschrift zugrunde.
Mit Einschränkungen ist hier auch der Rechtschreib-Duden zu nennen, dessen an Hepburn angelehnte Schreibweise zwar einerseits einen verbindlichen Charakter hat, bei dessen japanischen Einträgen es sich jedoch um eingedeutschte Fremdwörter handelt, die nicht unbedingt ein Vorbild für eine korrekte Transkription abgeben.
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Die 1989 veröffentlichte Norm „ISO 3602 : 1989“ für die „Romanization of Japanese (kana script)“ der International Organization for Standardization richtet sich nach der Kunrei-Umschrift, lässt aber für eine „stringent transliteration“ auch die Nippon-Umschrift zu. Damit ist das Bestreben, eine weltweit akzeptierte internationale Norm zu etablieren, gescheitert. Denn ein bewährter internationaler De-facto-Standard (Hepburn) kann nicht einfach durch eine neu verfügte Norm (Kunrei und Nippon) ersetzt werden, die weder praktikabel ist noch eine nennenswerte Verbreitung hat, sondern von nationalistischen japanischen Interessenverbänden gegen die internationale Gemeinschaft durchgesetzt wurde. Selbst japanische Regierungsstellen und Behörden verwenden im In- und Ausland die Hepburn-Umschrift. Einer weiteren Verbreitung der ISO-Norm steht auch die Tatsache entgegen, dass die beiden einzigen offiziellen Dokumente dazu nur in englischer und französischer Sprache vorliegen und nicht frei verfügbar sind, sondern nur in gedruckter Form oder als PDF kostenpflichtig bezogen werden können. (Bezugsquelle in Deutschland: www.beuth.de) Und schließlich sind die ISO-Regeln mit Widersprüchen und Ungereimtheiten behaftet und erfüllen nicht das selbst gesteckte Ziel, eine automatische Rückübertragung in die Kana-Ausgangsschriften zu ermöglichen. Allerdings ist eine Überarbeitung der Norm angekündigt. Eine japanischsprachige Version der ISO-Norm findet sich hier (988 KB; das Dokument entstammt der Adresse www.age.ne/jp/x/nrs/iso3602/iso3602.html, die seit Oktober 2005 nicht mehr erreichbar ist).
Politische Bewertung
Schwer verständlich bleibt bei alledem, wie es möglich ist, dass politische Interessengruppen eines einzelnen Staates, für dessen Bevölkerung lateinische Buchstaben etwas Fremdes sind, der ganzen Welt und vor allem der Bevölkerung zahlreicher Staaten, die mit lateinischen Buchstaben aufgewachsen sind, eine ihrer Sprache fremde und nicht praktikable Rechtschreibung als verbindliche Norm aufzwingen können. Und niemand beklagt sich, obwohl es gerade in Deutschland, schon bei viel geringfügigeren Eingriffen in die Rechtschreibung, auf breiter Front immer wieder zu öffentlicher Empörung, zu Protesten und Widerstand kommt – und obwohl diese viel kleineren Änderungen immerhin von Instanzen aus dem eigenen Land aufgrund der Expertise von muttersprachlichen Germanisten angeordnet sind. Wie absurd die Einmischung von außen ist, wird bei der Vorstellung deutlich, Deutschland würde – und sei es über den Umweg einer ISO-Norm – den Japanern vorschreiben wollen, wie sie deutsche Wörter und Eigennamen zu transkribieren haben. Nicht einmal gegen die Verwendung des Zeichens 独 (heutige Bedeutung: „allein“) für „Deutschland“ sind Einwände von deutscher Seite bekannt, obwohl es aus 犭 „Hund“ und 虫 „Insekt“, „Wurm“, „Motte“ besteht und damit auch heute noch die ursprüngliche Bedeutung „verlauster“ oder „räudiger Hund“ erkennbar ist. (In China schreibt man „Deutschland“ mit dem Zeichen 徳 für „Tugend“.)
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Vor allem in Lehrmaterialien begegnet man immer wieder individuellen Lösungen, die versuchen, die Umschrift an die sprachlichen Gegebenheiten ihres Zielmarktes anzupassen. So findet man z.B. die Umschreibung l für r (der IPA-Laut ɽ liegt zwischen beiden), und (in deutschsprachigen Materialien) s für den stimmhaften Konsonant z.
Zu den individuellen Umschriften im weitesten Sinne kann man auch die teils recht humorige Angewohnheit mancher Japaner rechnen, für ihren Vor- oder Familiennamen eine anglisierte oder auch germanisierte Namensform zu wählen, die es Ausländern erleichtern soll, ihren Namen richtig auszusprechen und leichter zu behalten. So findet man für den Vornamen Jōji schon mal George, und der Mangakünstler Naitō Yasuhiro schreibt seinen Familiennamen Nightow.
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Umschriften in der Praxis
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Unabhängig von der Art der Publikation (Massenmedien, Fachpublikationen, Lehrmaterialien, Wörterbücher, Datensammlungen) gibt es weltweit eine relativ einheitliche Umschrift für japanische Wörter und Eigennamen, die weitgehend auf Hepburn basiert. Das ist nicht selbstverständlich, wenn man die Umschriftpraxis für andere Sprachen betrachtet: „Peking“ / „Beijing“, „el Kaida“ / „al-Qaida“, „Tschaikowsky / Çajkovskij“. Allerdings gibt es in einigen Ländern Abweichungen, die entweder eine einigermaßen korrekte Aussprache ermöglichen sollen (noh für nō im Englischen) oder auf ältere nationale Konventionen zurückzuführen sind (Tokio für Tōkyō im Deutschen). In den Massenmedien bleiben der Zirkumflex oder der Längestrich (über langen Vokalen) sowie der Apostrof (zwischen der Silbe n und folgendem Vokal) unberücksichtigt, so dass aus der korrekten Hepburn-Transkription des Vornamens Jun’ichirō das uns aus der Presse bekannte Junichiro wird. Im Internet werden lange Vokale analog zur Kana-Schreibung statt durch Zirkumflex oder Längestrich meistens durch ein angefügtes u (nach o), ein angefügtes i (nach e) bzw. durch Verdoppelung des Vokals (bei a, i, u und Katakana-e) wiedergegeben.
Wie bereits erwähnt, lernen japanische Schüler in der Grundschule die lateinischen Buchstaben zuerst anhand der Kunrei-Umschrift, bevor sie dann im Englischunterricht mit einer zum Teil völlig anderen Aussprache einiger Buchstaben und Buchstabenkombinationen konfrontiert werden. Später begegnen sie der Kunrei-Umschrift gar nicht mehr oder nur selten, während die Hepburn-Umschrift z.B. über die Werbung und das Englische zu Hause und auf der Straße fast allgegenwärtig ist. Das führt in vielen Fällen zu Konfusion und Ablehnung jeglicher Lateinumschrift. Die Probleme, die Japaner mit der Hepburn-Umschrift und der Aussprache des Englischen haben, sind in nicht unerheblichem Umfang ein Ergebnis der frühen Prägung durch den Kunrei-Unterricht in der Schule.
Japaner, die Wert darauf legen, dass ihre ausländischen Partner ihren Namen richtig aussprechen, verwenden die Hepburn-Umschrift: z.B. Hayashi Jun’ichirō – evtl. auch Hayashi Junichiro, also ohne diakritische Zeichen –, jedenfalls nicht die Kunrei-Umschrift Hayasi Zyunitiro. Um sicherzustellen, dass die Namen ihrer Bürger im Ausland richtig ausgesprochen werden, gehen japanische Behörden noch einen Schritt weiter und umschreiben in Reisedokumenten lange Vokale durch ein angehängtes oh wie z.B. in dem häufigsten Familiennamen Satoh (statt Satō, Sato oder – eine beliebte Umschriftvariante – Satow).
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Die Hepburn-Umschrift (japan. Hebon-shiki Rōma-ji, wörtl. ‚Hepburn-gemäße Rom-Buchstaben‘, auch Hyōjun-shiki Rōma-ji, wörtl. ‚Standardmäßige Rom-Buchstaben‘ genannt) ist aufgrund ihrer Verbreitung in Japan wie auch international De-facto-Standard. Als einzige der drei amtlich anerkannten Umschriften ermöglicht sie Ausländern auch ohne Vorkenntnisse eine relativ korrekte und verständliche Aussprache. Konsonanten sind etwa wie im Englischen auszusprechen, Vokale etwa wie im Italienischen. Allerdings wird die Silbe n auch vor den Konsonanten b, p und m unverändert mit n transkribiert, obwohl sie dort m gesprochen wird; aber auch die Transkription m ist in diesen Fällen in Gebrauch.
Insbesondere japanische Kritiker – überwiegend Anhänger der Kunrei- und Nippon-Umschrift – argumentieren, wegen der engen Anlehnung an das Englische sei die Hepburn-Umschrift als internationale Umschrift ungeeignet. Dabei wird übersehen, dass Englisch die mit Abstand verbreitetste aller Sprachen ist, die mit lateinischen Buchstaben geschrieben wird. Zu den englischen Muttersprachlern kommen über eine Milliarde Inder und die Bevölkerung weiterer Länder, in denen Englisch Amtssprache ist oder – wie in Japan – als erste Fremdsprache gelehrt wird. Und schließlich werden auch in fast allen anderen Sprachen die meisten Konsonanten wie im Englischen ausgesprochen, selbst in nichteuropäischen Sprachen wie z.B. im Türkischen.
Wie die einzelnen Silbenschriftzeichen nach Hepburn transkribiert werden, können Sie den Kana-Transkriptionstafeln entnehmen; Unterschiede bei der Aussprache der Lateinbuchstaben in den drei Transkriptionssystemen werden im folgenden Abschnitt „Die Kunrei-Umschrift“ und in Ein Vergleich der Transkriptionssysteme aufgezeigt.
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Die Kunrei-Umschrift (japan. kunrei-shiki Rōma-ji, wörtl. ‚Verordnung-gemäße Rom-Buchstaben‘) transkribiert teils lautgetreu, teils schematisch nach der Position der Silbenzeichen in der Fünfzig-Laute-Tafel.
Der Transkription liegt bei den Vokalen die Aussprache des Italienischen zugrunde, bei den Konsonanten überwiegend die Aussprache des Englischen, mit folgenden Ausnahmen: Silbenanlaute, die in einer nach einem Konsonanten benannten Reihe der Fünfzig-Laute-Tafel stehen, werden abweichend von ihrer Aussprache überwiegend mit diesem Konsonanten geschrieben. Betroffen sind folgende Silben (die Aussprache/Umschrift nach Hepburn in Klammern):
s-Reihe: |
し si (shi)
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しゃ sya (sha) |
しゅ syu (shu) |
しょ syo (sho) |
z-Reihe: |
じ zi (ji)
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じゃ zya (ja) |
じゅ zyu (ju) |
じょ zyo (jo) |
t-Reihe: |
ち ti (chi) |
つ tu (tsu) |
ちゃ tya (cha) |
ちゅ tyu (chu) |
ちょ tyo (cho) |
h-Reihe: |
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ふ hu (fu) |
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Eine Ausnahme bilden die Silben ぢ zi (ji) und づ zu (zu) der d-Reihe, die nur im Nippon-System, aus dem das Kunrei hervorgegangen ist, konsequent mit di und du transkribiert werden.
Wie aus obiger Auflistung ersichtlich, werden die kleinen Silbenauslaute ゃ, ゅ und ょ durchgängig mit ya, yu und yo transkribiert.
Das Kunrei wird in japanischen Grundschulen im vierten Schuljahr, also vor Beginn des Englischunterrichts (überwiegend ab 7. Klasse) gelehrt, so dass die Schüler noch vor der englischen Aussprache der lateinischen Buchstaben die zum Teil stark abweichende Kunrei-Aussprache lernen. Die Tendenz, mit dem Englischunterricht früher zu beginnen, evtl. zeitgleich mit dem Kunrei-Unterricht oder sogar früher, wird die von japanischer Seite immer wieder beklagte Verwirrung der Schüler weiter verstärken. Hinzu kommt das Gefühl, mit dem Kunrei eine lebensfremde und nutzlose Umschrift lernen zu müssen, die zudem das Englischlernen erschwert und von den Erfahrungen im Alltag abweicht, der durch die Hepburn-Umschrift (Werbung, Bahnhofsnamen usw.) und das Englische (allgegenwärtig) geprägt ist. Durch die Einführung des Kunrei als ISO-Norm im Jahre 1989 ist dieses ursprünglich innerjapanische Problem zu einem internationalen Problem geworden.
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Die Nippon-Umschrift (japan. Nippon-shiki Rōma-ji, wörtl. ‚Japan-gemäße Rom-Buchstaben‘) unterscheidet sich vom Kunrei nur bei folgenden, selten vorkommenden Silben (K steht für Kunrei, H für Hepburn):
ぢ di (K: zi, H: ji), づ du (K: zu, H: zu), ぢゃ dya (K: zya, H: ja), ぢゅ dyu (K: zyu, H: ju), ぢょ dyo (K: zyo, H: jo).
Die Wiedergabe der gleichlautenden, aber verschiedenen Silbenzeichen じ und ぢ mit zi und di bzw. ず und づ mit zu und du gemäß der Vorlage hat den Vorzug, dass aus der Transkription erkennbar ist, welche Silben ihr zugrunde liegen. Das erleichtert die Wiederherstellung (Re-Transliteration) des originalen Kana-Schriftbildes und das Schreiben der korrekten Silben per Computertastatur. Denn für letzteres bieten die meisten Eingabesysteme diese Möglichkeit der Differenzierung an. Allerdings wird dieser Vorzug damit erkauft, dass die Umschrift nicht lautgetreu ist und damit zu einer falschen Aussprache verleitet. Ein weiteres Problem besteht darin, dass der gleiche Konsonant wie z.B. im Falle von z und d nach Nippon unterschiedlich ausgesprochen wird, während gleiche Laute wie z.B. IPA-ʤ unterschiedlich geschrieben werden (z bzw. d).
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Ein Vergleich der Transkriptionssysteme
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Die folgende Übersicht zeigt Beispiele für die unterschiedliche Transkription einiger Silbenzeichen und Silbenzeichenkombinationen, mit Wortbeispielen in den drei amtlichen Transkriptionssystemen und mit Angabe der IPA-Lautschrift der International Phonetic Association:
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Kana
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Hepburn
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Kunrei
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Nippon
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IPA-Lautschrift
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Silbe
Beispiel
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し
すし
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shi
sushi
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si
susi
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si
susi
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ʃi
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Silbe
Beispiel
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じ
かんじ
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ji
kanji
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zi
kanzi
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zi
kanzi
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ʤi
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Silbe
Beispiel
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ジャ
ジャズ (Jazz)
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ja
jazu
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zya
zyazu
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zya
zyazu
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ʤa
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Silbe
Beispiel
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しょう
しょうぐん
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shō
shōgun
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syô
syôgun
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syō
syōgun
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ʃɔ:
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Silbe
Beispiel
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つ
つなみ
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tsu
tsunami
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tu
tunami
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tu
tunami
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ts
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Silbe
Beispiel
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づ
つづく
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zu
tsuzuku
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zu
tuzuku
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du
tuduku
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zu
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Silbe
Beispiel
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ふ
ふじ
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fu
Fuji
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hu
Huzi
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hu
Huzi
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fu
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Umschrift als Aussprachehilfe
Wie die obigen Beispiele zeigen, kann dort, wo sich die drei Transkriptionssysteme unterscheiden, nur Hepburn als lautgetreue Umschrift bezeichnet werden. ‚Lautgetreu‘ soll heißen, getreu der üblichen Lautung der Buchstaben in den meisten europäischen Sprachen, wie sie z.B. in der IPA-Umschrift dokumentiert ist. Bei Kunrei und Nippon wird eine Aussprache postuliert, wie sie für die betreffenden Buchstaben in keiner Sprache der Welt gebräuchlich ist. Problematisch ist bei beiden zudem, dass der gleiche Konsonant unterschiedlich ausgesprochen wird: s wie s oder sh, t wie t oder ts, usw. Warum sollen Menschen, deren Sprache mit lateinischen Buchstaben geschrieben wird, eine Umschrift lernen, in der diese Buchstaben völlig anders ausgesprochen werden, als sie es gewohnt sind? Die geringfügigen Vorteile, die Kunrei und Nippon gegenüber Hepburn bieten, wiegen nicht die Nachteile einer wenig lautgetreuen Umschrift auf.
Wo es wichtig ist, der korrekten japanischen Aussprache näher zu kommen als dies Hepburn vermag, bleibt die Möglichkeit der IPA- oder anderer rein fonetischer Umschriften. Diese eignen sich jedoch nicht als Transkription für den Alltag, weil sie zu viele Sonder- und diakritische Zeichen benötigen, die ein flüssiges Lesen und Schreiben erschweren.
Umschrift als Recherchehilfe
Da fast alle Wörterbücher (einschließlich Duden), Lexika, Datenbanken und andere Nachschlagehilfen als Lateinumschrift Hepburn benutzen, ist die Kenntnis dieser Umschrift unverzichtbar.
Umschrift als Schreibhilfe
Beim Schreiben japanischer Texte per Computer-Tastatur gibt man in der Regel die Wörter in Lateinumschrift ein, wahlweise nach der Hepburn-, der Kunrei- oder der Nippon-Umschrift. Die gängigen Japanisch-Editoren berücksichtigen in der Regel alle drei Umschriften. Allerdings sind lange Vokale gemäß ihrer Kana-Schreibung einzugeben, bei langem o z.B. durch ou statt ô oder ō. Bei der Eingabe von Buchstaben werden diese automatisch je nach Voreinstellung in Hiragana- oder Katakana-Silbenzeichen umgewandelt. Die auf diese Weise eingegebenen Hiragana können anschließend bei Bedarf wiederum in Kanji umgewandelt werden. Welche Buchstaben und Buchstabenkombinationen zur Erzeugung welcher Kana und Kana-Kombinationen einzugeben sind, können Sie den Rōmaji-Kana-Umwandlungstafeln entnehmen.
Umschrift für besondere Zwecke
Auch für linguistische Zwecke ist die Wiedergabe des Japanischen mit lateinischen Buchstaben oft unverzichtbar. So lassen sich Vokale als Silbenauslaute sowie Konsonanten nicht mit japanischen Silbenschriftzeichen darstellen.
Eine Transliteration des Japanischen ist nicht möglich, weil sie voraussetzt, dass es für jedes Zeichen eine 1:1-Entsprechung mit lateinischen Buchstaben gibt. Dabei darf kein Buchstabe und keine Buchstabenkombination doppelt vorkommen. Eine solche Transliteration, die eine korrekte Re-Transliteration in die Ausgangsschrift ermöglicht, ließe sich zwar für die Silbenschriften erarbeiten. Da diese jedoch nicht einmal ein Prozent der im Japanischen vorkommenden Schriftzeichen ausmachen, hätte eine solche Umschrift keinen praktischen Nutzen.
Fazit
Ein Vergleich der drei Umschriften zeigt, dass die Hepburn-Umschrift als einzige für alle drei Hauptaufgaben – Aussprache-, Recherche- und Eingabehilfe – geeignet ist.
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Zur Geschichte der Lateinumschriften
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Portugiesische Missionare waren 1591 die ersten, die japanische Texte mit lateinischen Buchstaben wiedergaben und diese wenig später in zweisprachigen Wörterbüchern anwandten. Ihnen folgten japanische Hollandwissenschaftler sowie deutsche und französische Gelehrte. Diese frühen Transkriptionen fielen naturgemäß unterschiedlich aus, weil sie überwiegend der Aussprache der lateinischen Buchstaben in den jeweiligen nichtjapanischen Sprachen folgten. Da diese Sprachen zudem nur von einer sehr begrenzten Zahl von Menschen gesprochen wurde, blieb die Verbreitung dieser Umschriften sehr begrenzt. Die z.T. heute noch anzutreffenden Schreibweisen Tokio (für Tōkyō bzw. Tokyo), Jokohama (für Yokohama) und Fudschi (für Fuji) sind Beispiele für auf deutsche Muttersprachler zugeschnittene Transkriptionen der damaligen Zeit.
Nach der 1854 erzwungenen Öffnung des Landes durch die USA gewannen der Waren- und Kulturaustausch mit dem Ausland plötzlich eine zuvor nie gekannte Bedeutung. Um den des Japanischen unkundigen ausländischen Kaufleuten, Diplomaten, Wissenschaftlern und anderen Berufsgruppen den Zugang zum Japanischen zu erleichtern, wurde eine Reihe von zweisprachigen Lehr- und Wörterbüchern mit Umschrift erarbeitet.
Unter den zahlreichen Ausländern, die sich in Japan aufhielten, war der US-amerikanische Arzt und Missionar James Curtis Hepburn (1815–1911), der 1867 „A Japanese and English dictionary“ herausbrachte. In einer mit Japanern und Ausländern besetzten Kommission wirkte er an der Entwicklung einer einheitlichen Umschrift mit. Die von der Kommission erarbeiteten Transkriptionsregeln fanden erstmals in der 3. Auflage (1886) seines Wörterbuchs weite Verbreitung, so dass das Transkriptionssystem schließlich nach ihm benannt wurde. Die Umschrift basiert bezüglich der Konsonanten auf der englischen Aussprache, bezüglich der Vokale hingegen auf dem Italienischen. Nach etlichen Änderungen, insbesondere unter dem Einfluss der japanischen „Gesellschaft für die Verbreitung der Lateinschrift“ (Rōmaji hirome kai), wurde 1908 die noch heute gültige Fassung veröffentlicht, die unter der Bezeichnung hyōjun-shiki (Standard-Stil) bzw. shūsei Hebon-shiki (revidierter Hepburn-Stil) weitere Verbreitung fand.
Als Gegenreaktion auf den ausländischen, vornehmlich amerikanischen Einfluss auf die Umschrift des Japanischen, veröffentlichte der japanische Physiker Tanakadate Aikitsu (1856-1952) 1885 das von ihm entwickelte Nippon-shiki Rōma-ji (Japan-gemäße Lateinumschrift), das nach seiner Ansicht mehr dem japanischen Verständnis einer systematischen Umschrift entsprach. Dabei werden, entsprechend der Anordnung der Silbenzeichen in der Fünfzig-Laute-Tafel, die konsonantischen Anlaute der jeweils fünf Zeichen einer Zeile mit dem gleichen Buchstaben wiedergegeben, wodurch es allerdings zu zum Teil erheblichen Abweichungen von der tatsächlichen Aussprache kam. 1937 erhielt dieses Transkriptionssystem in modifizierter Form per Kabinettsverordnung (kunrei) als alleinig zugelassene Umschrift amtlichen Status. 1945 wurde das Kunrei-System von der amerikanischen Besatzungsmacht durch das Hepburn-System ersetzt, bis der wieder souveräne japanische Staat 1954 erneut dem Kunrei-System den Vorzug gab. Seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts sind die drei genannten Umschriften unverändert ein Zankapfel und Spielball vor allem auch politischer Interessen geblieben mit – etwas vereinfacht gesagt – japanischen Nationalisten (Nippon, Kunrei) auf der einen und Globalisierern (Hepburn) auf der anderen Seite.
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Literatur
International Standard ISO 3602. Documentation – Romanization of Japanese (kana script). First edition 1989-09-01. Genève: ISO 1989. V, 6 S.
Bruno Lewin: Abriss der japanischen Grammatik. 3., verb. Aufl. 1990. Kapitel „Lateinumschriften“ S. 32–34.
Juli 2005, W.H.
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