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Schriften und ihre Funktion
Modernes Japanisch schreibt man mit einer Mischung aus Kanji (chinesische Zeichen) und den beiden Kana-Silbenschriften Hiragana und Katakana. Hinzu kommen lateinische Buchstaben und arabische Ziffern. Jede dieser Schriften erfüllt im Gesamtsystem eine bestimmte Funktion, die durch Rechtschreibregeln und Konventionen festgelegt ist. Es kann also keine dieser Schriften ohne weiteres eine andere ersetzen.
Mit den genannten Schriften schreibt man in der Regel folgende Wortgruppen:
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Kanji: Begriffswörter wie Substantive, Verben und Adjektive sowie einheimische, chinesische und koreanische Eigennamen.
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Hiragana: Flektierte Bestandteile von mit Kanji geschriebenen Wörtern sowie alle nicht mit Kanji geschriebenen rein japanischen und sinojapanischen Wörter, insbesondere solche mit grammatischer Funktion (Partikeln, Hilfsverben u.a.). Zusätzlich dienen sie als Lesehilfe (Umschrift) bei mit Kanji geschriebenen Wörtern.
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Katakana: Fremdwörter und ausländische (nichtostasiatische) Eigennamen, Namen von Pflanzen und Tieren im wissenschaftlichen Kontext. Darüber hinaus dienen sie zur Hervorhebung einzelner Wörter, z.B. in der Werbung.
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Lateinische Buchstaben: Abkürzungen, Formeln, Hervorhebungen.
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Arabische Ziffern: Zahlen (bei waagerechter Schreibweise).
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Schreibrichtung, Worttrennung u.a.
Die Schreibrichtung ist entweder „europäisch“, d.h. von links nach rechts in waagerechten Zeilen, oder senkrecht von oben nach unten in von rechts nach links angeordneten Zeilen. Der traditionellen senkrechten Schreibweise begegnet man vor allem in der schönen Literatur und in der Kalligrafie, der waagerechten Schreibweise vor allem in naturwissenschaftlichen und technischen Texten. In den Tageszeitungen finden wir beide Schreibweisen nebeneinander.
Jedes der Kanji- und Kana-Schriftzeichen nimmt den gleichen Raum ein, nämlich ein gedachtes oder wirkliches Quadrat (letzteres z.B. bei Schreibübungen oder beim traditionellen Manuskriptpapier). Bei senkrechter Schreibweise können die Zeichen in der Kalligrafie und in Schnellschrift miteinander verbunden werden. Eine Worttrennung ist nicht üblich und auch nicht erforderlich, weil vor allem der Wechsel der Schriftarten in ihrer unterschiedlichen Funktion in der Regel genügend Hinweise darauf gibt, wo ein Wort endet und wo das nächste beginnt.
Die Zeichen innerhalb eines Wortes schreibt man in gleicher Größe, eine Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinschreibung gibt es nicht wenn man davon absieht, dass einige Kana in Verbindung mit einem anderen Kana-Zeichen in kleinerem Schriftgrad (bei unveränderter Form) vorkommen können.
Schriftstile
Hinsichtlich der Zeichenform unterscheidet man drei Schriftstile:
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Die Standardform (kaisho), die in der Schule als Normschrift gelehrt wird und in der fast alle Publikationen gesetzt sind.
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Die Kursivschrift (gyōsho), die durch gemäßigtes Vereinfachen der Standardform ein flüssigeres Schreiben per Hand erlaubt.
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3
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Die Eilschrift (sōsho), die durch äußerste Vereinfachung der Zeichen unter Berücksichtigung ästhetischer Gesichtspunkte eine Art kalligrafische Kurzschrift darstellt, bei der die Zeichen miteinander verbunden werden.
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Literatur
Eine ausführlichere Darstellung der japanischen Schrift finden Sie in:
W. Hadamitzky: Langenscheidts Handbuch und Lexikon der japanischen Schrift. Kanji und Kana 1. 1995. Darin: Die Silbenalphabete, S. 16–36; Zeichensetzung, S. 36–41; Die chinesischen Schriftzeichen, S. 42–63.
Für praktische Schreibübungen empfiehlt sich:
W. Hadamitzky: Kanji und Kana. Übungsbuch zur japanischen Schrift. Langenscheidt 1978.
Enthält die Kana-Silbenschriften und 300 Kanji mit Schreibanleitung, Zeichen in Grautönung zum Nachschreiben sowie viele leere Felder zum freien Schreiben. Musterseite Hiragana, Musterseite Kanji.
Mai 2005, W.H.
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