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In der Sprachwissenschaft unterscheidet man zwischen Druckakzent (z.B. im Deutschen) und Tonhöhenakzent. Das Japanische kennt nur den Tonhöhenakzent: einen in der Tonhöhe steigenden und einen zweiten, in der Tonhöhe fallenden Akzent. Der Akzent ist nur in einer begrenzten Zahl von Fällen bedeutungsunterscheidend und spielt deshalb für die Verständigung kaum eine Rolle. Allein stehende einsilbige Wörter sind akzentlos. Ein Akzent ergibt sich hier erst bei der Verkettung mit anderen Wörtern. Welcher Akzent dabei entsteht, hängt vom Kontext ab. In Verbindung mit anderen Wörtern oder Silben wiederum kann der Akzent eines Wortes aufgehoben werden. Mit anderen Worten: Wort-, Phrasen- und Satzakzentuierung müssen nicht übereinstimmen. Noch komplizierter wird das Akzentproblem dadurch, dass je nach Dialekt die Akzentverwendung von der in Tokyo abweichen kann. Dies alles erklärt, warum die meisten Lehrmaterialien und Wörterbücher auf eine Kennzeichnung des Akzents verzichten. Akzentmarkierungen können zudem insbesondere in Texten das Schriftbild stören, vom Wesentlichen (z.B. den Schriftzeichen) ablenken und damit letztlich das Lernen erschweren. Umso wichtiger ist es in der Praxis, von Anfang an eine korrekte Aussprache zu lernen, am besten mit einem japanischen Muttersprachler (der Hochjapanisch spricht) oder durch wiederholtes Hören der zu lernenden Wörter, Wendungen, Sätze und Texte auf Tonträgern. Denn einmal falsch Gelerntes ist nur schwer wieder zu korrigieren.
Beispiele für die bedeutungsunterscheidende Verwendung des Akzents (hier durch ´ (steigend) und ` (fallend) markiert:
hashì Brücke ⇔ hashí Essstäbchen
hanà Blume ⇔ haná Nase
hi gá détà die Sonne ist aufgegangen ⇔ hí gà deta Feuer ist ausgebrochen
Alternative Bezeichnungen für „Tonhöhenakzent“: tonischer Akzent, melodischer Akzent.
Mai 2005, W.H.
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